- die männliche Sterilisationsoperation
Grundsätzlich sollte man sich im Klaren sein, dass die Vasektomie dauerhaft, also
lebenslang die Fruchtbarkeit nimmt. Natürlich gibt es Möglichkeiten diesen Eingriff
wieder rückgängig zu machen. Aber die Erfolgschancen sind nur mäßig (siehe unten).
Die Sterilisationsoperation ist keine Methode der Geburtenkontrolle, die man an- und
aussetzen kann. Somit ist sie nur geeignet für denjenigen, der sich über diesen Schritt
absolut sicher ist.
Die meisten Männer, die sich zu einer Vasektomie entschließen, haben Kinder, leben in
einer festen Partnerschaft und geben an, dass die Frau andere Verhütungsmethoden
nicht verträgt. Einige Männer sehen sich sogar in der Pflicht, nachdem die Kinder aus
dem Haus sind und die ganzen Jahre die Lebenspartnerin mit der Verhütung belastet
war, nun auch Ihren Teil zur Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft
beizutragen. Zugegeben -eine Minderheit.
Wer trifft die Entscheidung?
Im ersten Moment ist dies eine Frage, die einem verwunderlich vorkommt. Natürlich
sollte für jeden Mann klar sein, dass es ein Eingriff in die eigene Gesundheit und den
eigenen Körper ist. Insofern sollte man sich nicht von irgend jemandem in dieser
Hinsicht beeinflussen lassen. Dies betrifft die Frau, die weitere Verwandtschaft oder
auch Arbeitskollegen . Es ist Ihre eigene Entscheidung.
Dennoch: Sie sollen natürlich Ihre Ehefrau/Lebensgefährtin in Ihre Entscheidung mit
einbeziehen. Zur Familienplanung und auch zur Verhütung gehören immer beide. Ein
Alleingang in einer funktionierenden Beziehung kann negative Auswirkungen haben.
Insbesondere, wenn für die Frau die Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist.
Insofern sollten sich beide Partner einig sein, jedoch liegt die letzte Entscheidung
beim Mann, weil die Vasektomie letzlich ein Eingriff in seine Unversehrtheit darstellt!
Für wen sollte dann eine Vasektomie nicht in Frage kommen?
Als ungeeignet müssen Männer betrachtet werden,
•
die sich in Partnerschaften befinden, in denen der andere Partner sich nicht über
die Frage von Kindern in der Zukunft eindeutig sicher ist
•
die sich nur der Partnerin willen operieren lassen wollen oder sogar dazu von ihr
oder anderen genötigt werden
•
die in nicht stabilen Verhältnissen leben oder eine persönlich stressige Phase
durchleben
•
die sich mit dem Gedanken tragen Sperma einfrieren zu lassen oder auch die
Vasektomie später rückgängig machen lassen zu können
•
die noch sehr jung sind und noch viele Veränderungen in Ihrem Leben vor sich
haben
Dennoch muss jedem mündigen Mann die Entscheidung zu diesem Schritt freistehen.
Genauso, wie es auch dem Arzt freigestellt sein muss, ob er es mit seinen eigenen
ethischen Ansichten vereinbaren kann, diesen Eingriff an einem Patienten
durchzuführen oder nicht. Jeder volljährige Mann in Deutschland kann sich, auch ohne
Benennung von Gründen, sterilisieren lassen. Das Wichtigste in der Verantwortung des
Arztes hierbei ist eine gute und ausführliche Aufklärung über mögliche Konsequenzen
und Komplikationen einer Sterilsation. Jeder Arzt sollte sich davon überzeugen, dass
der Entschluss unter Berücksichtigung aller Vor- und Nachteile reiflich überlegt wurde
und es sich nicht um einen kurzfristigen Entschluss handelt. Dann steht der
Vasektomie nichts im Wege.
Kosten und finanzielle Aspekte
In Deutschland kostet eine Vasektomie ungefähr 400 - 500 Euro. Je nach Angebot
beinhaltet der Preis bereits entsprechende Vor- und Nachuntersuchungen oder auch
nicht.
Geht man nun bespielsweise von jährlichen Kosten für die hormonelle Verhütung der
Frau von ca. 160 Euro pro Jahr (je nach Präparat) aus, so haben sich die Kosten für die
Vasektomie nach ca 2,5 Jahren rentiert. Auch der Einsatz einer Spirale kostet zwischen
150 und 350 Euro. Diese muss aber regelmäßig gewechselt werden.
Die Kosten einer Vasektomie werden grundsätzlich nicht von den Krankenkassen
übernommen. Die Abrechnung richtet sich nach der “Gebührenordnung für Ärzte”
(GOÄ). Selten übernehmen private Krankenkassen die Vor- und Nachuntersuchungen.
Lassen Sie sich aber generell nicht von Schnäppchenangeboten blenden.
Gute und sorgfältige Arbeit hat ihren Preis. Besprechen Sie diesen immer mit Ihrem
behandelndem Arzt im ersten Gespräch.
Die Wiederfruchtbarmachung (Refertilisierung)
Die Chancen die Vasektomie wieder rückgängig zu machen bzw. dann wieder auf
natürlichem Wege Kinder zeugen zu können, nehmen mit zunehmendem zeitlichen
Abstand von der Vasektomie her ab. Liegen die Erfolgschancen im ersten Jahr noch bei
ca. 90%, sinken sie nach 10 Jahren auf ca. 30% . Jüngere sterilisierte Männer sind
häufiger Kandidaten für eine Refertilisierung als ältere.
Die Operation zur Wiederherstellung, die mit der erneuten Verbindung der
Samenleiterenden einhergeht bezeichnet man als Vasovasostomie. Hierbei müssen die
Samenleiter wieder freigelegt werden, Narben entfernt werden und dann wieder
spannungfrei miteinander vernäht werden. Dies geschieht unter einem
Operationsmikroskop mit feinstem Nahtmaterial, wobei die unterschiedlichen
Gewebeschichten des Samenleiters miteinander verbunden werden müssen. Während
der Operation wird überprüft, ob Spermien im hodenseitigen Samenleiteranteil
vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall könnte eine direkte Verbindung des Samenleiters
mit dem Nebenhoden notwendig werden (Tubulovasostomie). Dies ist ein sehr
schwieriger, mikrochirurgischer Eingriff. Beide Eingriffe gehören in die Hände von
Fachleuten und erfordern sehr viel Feingefühl, Präzision und Erfahrung. Die Kosten
liegen bei ca 3000 - 4000 Euro. Auch diese Kosten werden nicht von den
Krankenkassen übernommen.
Sind diese Verfahren nicht erfolgreich, besteht noch die Möglichkeit direkt aus dem
Hoden Spermien zu gewinnen und einer Eizelle im Rahmen einer künstlichen
Befruchtung zuzuführen. Der Hoden produziert auch weiterhin das gesamte Leben lang
Spermien.
Entscheidungen...
Vasektomie - ein endgültiger Schritt ?!!
© Dirk Reitzel 2014