- die männliche Sterilisationsoperation
Bitte erschrecken Sie nicht über die hier geschilderten Sachverhalte. Natürlich ist die
Vasektomie nur ein kleiner Eingriff. Komplikationen und Nebenwirkungen sind bei
fachgerechter und sorgfältiger Durchführung sehr selten. Dennoch sollte man sich klar
machen, was es für Nebenwirkungen und Komplikationsmöglichkeiten gibt. Die Angaben
über Komplikationen in der aktuellen Literatur schwanken beträchtlich. Je größer die
Erfahrung des Operateurs, desto geringer die Komplikationsrate. Die prozentualen
Angaben finden Sie am Ende dieses Artikels.
In diesem Abschnitt werden kurzfristige - und Langzeitkomplikationen angesprochen. Es
sollen aber auch über Sachverhalte informiert werden, die durch die Vasektomie nicht
beinträchtigt werden.
Blutung und Nachblutung...
Die häufgste Komplikation ist die Blutung während oder nach der Operation
(Nachblutung). Dieses Risiko, wie auch das Risiko einer Infektion kann durch eine
möglichst kleine Wunde mit vorsichtiger Präparation während der Operation minimiert
werden. Sollte es doch einmal zu einer Blutung kommen, kann man diese einfach durch
die punktuelle Verödung (Elektrokauterisierung) stillen.
Bakterielle Infektionen...
Wie bei jeder Operation kann es trotz steriler Arbeitbedingungen zu einer Infektion
kommen. Diese kann oberflächlich oder auch bis in die Tiefe reichen. Eine oberflächliche
Infektion kann noch mittels hautgängigem Antibiotikum und lokalen Maßnahmen behandelt
werden. Sollte sich aber eine mit Eiter gefüllte Wundhöhle gebildet haben, muss diese
eröffnet werden.
Sollte die Infektion trotz antibiotischer und chirurgischer Maßnahmen nicht in den Griff zu
bekommen sein, muss möglicherweise der Hoden entfernt werden.
Hodenverlust möglich?
Ein Hodenverlust, auch z.B durch Gefäßverletzung oder Infektion werden in der Literatur
in absoluten Einzelfällen (Kasuistiken) beschrieben. Sollte es zu einem beidseitigem
Hodenverlust kommen, ist eine lebenslange Hormonergänzung, z.B. über Klebepflaster
oder über monatliche Spritzengabe notwendig. Denn die Hoden produzieren das
männliche Geschlechtshormon Testosteron. Fehlt dieses kommt es zum Verlust der Libido
(sexuelles Verlangen), Erektionsstörungen, Stoffwechselstörungen, Muskelmassenverlust,
Knochenschwund (Osteoporose), Störungen der Blutbildung, etc..
Von Spermagranulomen und Antikörpern...
Bei jeder Operation am Samenleiter oder auch danach können Spermien in das
umliegende Gewebe gelangen. Der Körper reagiert hierbei auf diese Spermien mit der
Ausbildung von Bindegewebe. Diese Knötchen bezeichnet man als Spermagranulome, die
zu Schmerzen führen können. Kommt es zu einem Zusammentreffen beider
Samenleiterenden über solche Spermagranulome, so kann es über eine mögliche
Ausbildung von “Mikrokanälchen” zu einer Wiederfruchtbarwerdung kommen.
Zudem gibt es auch einen immunologischen Effekt: bei etwa der Hälfte der Patienten
kommt es zur Ausbildung von Antikörpern gegen Spermien. Diese erhöhten Antikörpertiter
haben keine Auswirkung auf die Gesundheit. Nach Wiederherstellung der Fruchtbarkeit
durch eine Rückgängigmachungsoperation (Vasovasostomie) kann jedoch die
Erfolgschance einer Schwangerschaft dadurch beeinträchtigt sein.
Postvasektomie-Schmerzsyndrom
Hierunter versteht man chronische Schmerzen im Operationsgebiet. Ursachen können
Spermagranulome, Nervschädigungen oder auch Schmerzen des Nebenhodens sein.
Diese erklärt man sich wie folgt: der Hoden produziert lebenslang Spermien weiter.
Werden diese nicht abgeführt, gehen Sie zugrunde und werden vom Körper abgebeaut
(resorbiert).Durch ein Ungleichgewicht bezüglich der Bildung von Spermien und Abbau
zugrunde gegangener Spermien kann es zu einer Druckerhöhung mit Schmerzentwicklung
im Nebenhoden kommen. Behandelt wird dieser Zustand mit Medikamenten, die
abschwellend und schmerzstillend wirken (NSRA: nicht-steroidale Antiphlogistika), lokale
Maßnahmen oder auch durch die operative Nebenhodenentfernung.
Komplikationsrate in Zahlen
•
Blutung/Hämatome (Blutergüsse): 1,2% (0–18,2 %)
•
Wundinfektionen: 3,6% (0,07-32,9%)
•
Nebenhodenentzündungen (Epididymitis): 4,2% (0,02–6,2 %)
•
Spermagranulome: 2,5% (0,07–90,0%)
•
Postvasektomie-Schmerzsyndrom 8,4% (3,0–18,7 %)
•
Versagerquote (lebendige Spermien in der Probe): 0–6 %
Psyche und Vasektomie
Untersuchungen haben gezeigt, dass manche Männer nach der Vasektomie ein verbessertes
Sexualleben empfinden, weil die Angst einer ungewollten Schwangerschaft nicht mehr in dem
Maße wie vor der Operation bestünde.
Hat sich aber der Mann der Operation nicht aus eindeutig eigener Entscheidung unterzogen bzw.
wurde die Entscheidung eher unüberlegt und übereilt getroffen, besteht die Gefahr, dass die
dann bestehende Unfruchtbarkeit zur seelischen Belastung wird. Man spricht dann von einer
Sterilisationsneurose.
Tumorbildung nach Vasektomie
Stand der heutigen Erkenntnis ist, dass kein Zusammenhang zwischen der Entwicklung
von Prostatakrebs oder eines Hodentumors besteht.
Keinen Einfluss hat die Vasektomie
- auf die Menge des Samenergusses
- auf die Orgasmusfähigkeit
- auf die Erektionsfähigkeit
- auf die Libido (Begierde)
Komplikationen
was sollten Sie wissen...
© Dirk Reitzel 2014